Tablets für Schüler?

Ich habe ja schon an anderer Stelle darüber geschrieben, wie Computer in Zukunft den Schulunterricht beeinflussen könnten. Nach zwei einführenden Beispielen finden Sie im dortigen Text Bemerkungen über die Probleme und die Chancen von Computern im Unterricht. Das Papier ist in englischer Sprache, da es für die Veröffentlichung auf einer Webseite einer Konferenz in Rio gedacht war. Mein Fazit war damals (2008), dass der Computer für die Schule tatsächlich große Chancen bietet, dass aber die Zeit noch nicht reif ist.

Die Frage, die sich mir nun stellt, ist, ob Tablets für den Schulunterricht geeignet sein könnten. Schließlich gibt es inzwischen Tablets für unter 200€. Da die deutschen Schulen ohnehin einen heimischen Computer voraussetzen und ein solcher auch fast überall vorhanden ist, scheint diese Hürde nicht allzu hoch (sehen wir mal von der Problematik der vielen finanziell knappen Haushalte ab). Aber die Frage ist dann immer noch, ob 200€ tatsächlich für ein Produkt ausreichen, dass für die Schule tauglich ist.

Und da heißt die Antwort immer noch: Nein! Tablets sind sicherlich portabel und in Schutzhüllen auch hinreichend stabil. Die Laufzeiten erscheinen ebenfalls ausreichend. Lediglich bei einer unrealistischen und didaktisch ohnehin nicht sinnvollen Dauernutzung könnte es knapp werden. In diesem Punkt hat die Technik aufgeholt. Warum also ein Nein?

Beim Betriebssystem haben wir im Prinzip die Auswahl zwischen Android, IOS, Windows und Linux. Auf allen läuft das wichtigste Programm, nämlich der Browser. Damit ist schon einmal die Verbindung zur Welt oder auch nur zum Schulserver gesichert, und zwar unabhängig vom darunter liegenden System. Die Möglichkeiten, die sich dadurch bieten, sind vielen Lehrenden nicht klar. Die Schüler allerdings haben das längst geschnallt. Wüssten die Lehrer damit umzugehen und hätten sie die Zeit dazu, so wäre damit eine Menge zu erreichen.

In der Theorie lassen sich im Browser über Javascript  und HTML 5 auch didaktisch aufbereitete Programme aufrufen. Aber gibt es diese Inhalte schon? Wir haben alle auf Programme gesetzt, die direkt vom System ausgeführt werden. Mein Geometrieprogramm Z.u.L. etwa setzt auf Java und läuft daher in allen oben genannten Systemen, aber nicht auf Tablets. Eine Ausnahme ist Windows 8 auf Tablets (nicht mit ARM-Prozessoren), womit wir aber in viel höheren Preisregionen sind.

Wir haben also die Situation, dass es halbwegs geeignete Geräte gäbe, aber niemand die Zeit und auch das Geld hat, diese für den Unterricht konsequent einzusetzen.

Wenn man es genau überlegt, ist der mangelhafte Einsatz von Computern in der Schule schlicht ein Symptom der chronischen Unterfinanzierung. Es ist schlicht kein Geld da um jeden Schüler mit einem Rechner auszustatten, geeignete Software zum Unterricht zu entwickeln, Lehrer zu schulen und ihnen die Zeit zu geben, die das neue Medium bräuchte.

 

Ein Gedanke zu „Tablets für Schüler?

  1. Ulrich Kortenkamp

    Danke für den Beitrag! Ja, das Problem ist die mangelhafte Verfügbarkeit der Software (bei der Hardware sehe ich die Chance für BYOD-Konzepte), und die Entwicklung sollte meiner Meinung nach staatlich finanziert werden. Früher ging das indirekt über den Verkauf von Lizenzen an Schulen (also dezentral) oder über Landeslizenzen, heute ist der Staat in dem Wahn dass alles, was kostenlos ist, niemanden etwas kostet, und daher gibt es keine Töpfe mehr, aus denen Software finanziert werden kann. Wenn Schulen aber kein Geld haben, dann muss der Staat Projekte fördern, in denen Software (und noch wichtiger: Begleitmaterial für Lehrerinnen und Lehrer) erstellt wird.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.