Soso, Martin Walser hat beim Abitur in Mathematik abschreiben wollen. Aber sein Nachbar hat ihn nicht gelassen, hat seine Not nicht erkannt. Er sei auch so durchgekommen. Laut Zeitung plagen ihn allerdings noch heute Albträume wegen dieser Situation.
Ich erinnere mich selbst an einen Hilferuf aus der Nachbartoilette während des schriftlichen Abiturs, wie denn die Aufgabe mit den Ellipsen zu lösen sei. Das ließ sich nun auch nicht so einfach erklären, und der arme Mitschüler ging womöglich verwirrter als vorher zurück zu seinem Schicksal.
Walser allerdings verteidigt (wiederum laut Zeitung) das Abschreiben als ein Notrecht des sozusagen leistungsdruckmäßig in Not Geratenen. Und überhaupt sei die Causa Guttenberg nur eine unglaubliche Kampagne der SPD. Ob er bei seinen Werken auch so denkt?
Was mich an der Sache stört ist, wie offensichtlich die Öffentlichkeit an Aussehen und Auftreten hängt, und welch kleine Rolle Sachfragen spielen. Will die konservative CSU wirklich in vereinigten Staaten von Europa leben, so wie Guttenberg das in seiner Arbeit als Idealziel darstellt? Mit einer starken Zentralregierung, offenen Grenzen für Konzerne, und einer aggressiven Außenpolitik? Wo ist das Stoibersche Europa der Regionen geblieben? Verschwunden im Zuge einer neuen Zeit, und einer neuen Rolle Europas in der Welt?